Sonntag, 16. August 2015

Diagnose Darmkrebs

Bei meinem Vater wurde ein bösartiger Tumor im Darm festgestellt. Er lag fast drei Wochen im Krankenhaus und wurde dort operiert. Er hat nun auch einen künstlichen Darmausgang, was sicher erst mal nicht so einfach für ihn sein wird! Die OP hat er gut überstanden und seit vier Wochen ist er wieder zu Hause. Uns hat er gesagt das keine Metastasen vorhanden sind aber ich habe mir den Bericht durchgelesen und da steht etwas ganz anderes. Im Krankenhaus wurde meinem Vater nicht mitgeteilt wie es wirklich um ihn steht und auch wir Angehörige wurden nicht informiert. Mein Vater und meine Mutter haben erst durch den Hausarzt von den Metastasen erfahren. Laut dem Bericht hat er Metastasen in der Leber und auch im Bauchraum und die Chemotherapie kann nur palliativ sein, und das heißt ja das der Krebs nicht mehr heilbar ist sondern nur noch sein Zustand durch die Chemo verbessert werden kann, eventuell das Tumorwachstum verzögern, die Lebensqualität verbessert werden kann. Das hat uns dann der Onkologe auch bestätigt. Mein Vater möchte die Chemotherapie machen, zumindest wird geschaut ob er sie ganz gut verträgt. Den ersten Zyklus hat er nun schon hinter sich und soweit auch ganz gut vertragen aber großartig gebessert hat sich leider nichts. Seine Blutwerte sind zwar ganz gut aber durch die Chemo mag er noch weniger essen als vorher und bekommt nun auch Energiedrinks das er wenigsten ein paar Kalorien am Tag zu sich nimmt.
Du kannst Dir sicher vorstellen was für ein Schock das für meine Eltern gewesen ist, auch für mich aber noch schaffe ich es nicht alles so nah an mich heran kommen zu lassen. Ich habe irgendwie in meinen früheren Krankenschwestermodus gewechselt und sehe alles aus einer anderen Sichtweise. 

Mein Vater ist am Boden zerstört und völlig neben der Spur. Er redet nicht darüber aber er grübelt den ganzen Tag und lässt sich nun völlig hängen. Meine Mutter muss ihm bei so vielen Dingen helfen, Waschen, Anziehen...er liegt nur noch in seinem Sessel und starrt an die Decke. Für ihn ist eine Welt zusammen gebrochen. Er fährt nun auch kein Auto mehr und das war ja immer sein Leben. Er hat ja immer noch seine Stammkunden aus früheren Taxizeiten gefahren, die ganzen Leute aus der Blindenwerkstatt...und das fällt nun endgültig alles weg. Damit muss ein Mensch auch erst einmal klar kommen.

Leider ist er auch sehr gereizt und ungerecht, schimpft viel und gibt patzige Antworten, was meine Mutter zusätzlich belastet. Ich habe ihr aber gesagt das sie sich das auf keinen Fall gefallen lassen muss. Niemand kann etwas dafür das Papa krank ist. Ich habe auch schon mit ihm gemeckert weil er so ekelhaft war, ich lasse mir das nicht gefallen! Und das muss man die Leute auch spüren lassen!
Einen Pflegedienst könnten wir sofort bekommen der alles nötige macht und Mama damit etwas entlastet aber Papa will anscheinend nicht das fremde Leute ihn waschen usw. - gut ich kann es ja auch verstehen aber ewig wird Mama das auch nicht machen können.
Dazu ist sie körperlich gar nicht in der Lage! Im Moment ist es wahrscheinlich auch noch zu früh und es ist ja auch so wahnsinnig viel was da alles auf Papa eingestürzt ist, das muss er erst mal verarbeiten. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Wer gesteht sich schon gerne ein das er nicht mehr kann und fremde Hilfe in Anspruch nehmen soll/ muss? Es ist alles einfach völlig surreal für mich...ich kann das gar nicht richtig beschreiben.
Am Mittwoch kommt ein Gutachter wegen einer Einstufung für Pflegegeld. Bin mal gespannt wie das laufen wird und ob meine Eltern was bekommen würden. Der Hausarzt meinte das wir das unbedingt machen sollten, von alleine hätten meine Eltern das sicher nicht in die Wege geleitet.

Ich weiß einfach auch gerade gar nicht was ich fühlen und denken soll. Irgendwie habe ich in den letzten Wochen funktioniert, bin immer nach der Arbeit ins Krankenhaus und dann wieder zu meiner Mutter gefahren, mit ihr einkaufen usw.
Ich weiß auch nicht wie alles werden soll...mein Vater wollte ganz bestimmt nie ein Pflegefall werden. Immerhin hat er eine Patientenverfügung. Meine Mutter macht sich natürlich auch viele Gedanken und ich weiß nicht wie ich helfen könnte denn ich fühle mich selber total überfordert und hilflos! Ohne das neue Medikament ginge es mir wahrscheinlich noch sehr viel schlechter.